Ellingen / Kalterer See. 5 Jungen vom UFC Ellingen im Alter von 9 bis 12 Jahren haben gemeinsam mit Matthias Schulz (Tourleiter) und Frieder v. Falkenhausen in vier Tagen die Nordalpen, den Alpenhauptkamm und das Überetscher Weinland überquert. Sie legten dabei 3669 Höhenmeter im Aufstieg und 256 km in der Distanz zurück. Der UFC Ellingen bietet seit 21 Jahren Alpenüberquerungen für Kinder und Jugendliche an und stellt neben dem sportlichen Aspekt geologische, naturkundliche und allgemeinbildende Wissensvermittlung in den Mittelpunkt. Daneben sorgen kindgerechte Zwischenziele und attraktive Höhepunkte unterwegs für ein altersgerechtes Tourerlebnis. Neu waren bei dieser Tour teamfördernde, gruppendynamische Spiele. Aber der Reihe nach.

Vom Schliersee nach Kaltenbach / Zillertal
Gestartet wurde am 8. August am Schliersee, genauer gesagt in Parsberg in Oberbayern, da die Zufahrtsstraße zum Schliersee gesperrt war. So mussten die Radlkids mal eben 180 Höhenmeter und 12 km extra bewältigen – ein prima „Warmup“, wie sich im Nachgang herausstellen sollte. Schon bald war der Schliersee erreicht. Von hier aus radelten die Kinder über die alte Spitzingstraße auf den gleichnamigen Spitzingsattel hinauf. Es folgte eine temporeiche Abfahrt hinunter zum alten Forsthaus Valepp, bevor man die Zivilisation hinter sich ließ und über die grüne Grenze durch umfangreiche Waldgebiete, entlang von Felswänden und Wasserfällen nach Österreich hinüberradelte. Ein Highlight unterwegs bildete die Kaiserklamm, die seit Kaiser Franz Josef und Kaiserin Sissi durch ihren wildromantischen Charakter berühmt ist. Weiter ging es über 20% steil hinauf nach Aschau und auf einer schnellen Straßenabfahrt hinunter nach Kramsach im Inntal. Nach wenigen Kilometern am Inntal-Radweg bog man in südlicher Richtung ins Zillertal ab, wo der Abenteuer Spielplatz Schlitters auf die Kids wartete. Übernachtet wurde in Kaltenbach in einer Ferienwohnung. Der Abend klar bei selbst zubereiteter Pasta aus. Höchster Punkt des ersten Tourtages war der Spitzingsattel mit 1145 m ü. NN., es wurden beeindruckende 74,80 km und 1214 hm zurückgelegt.

Von Kaltenbach / Zillertal zur Dominikus-Hütte am Schlegeis-Stausee
Am 9. August wurde am Ziller-Radweg von Kaltenbach bis Zell am Ziller geradelt, hier wartete abermals ein großer Abenteuerspielplatz mit einem Riesen Trampolin auf die Kids. Weiter ging es nach Mayrhofen zur „Tal-Gabelung“, da hier das Zillertal in Tuxertal, Zemmtal, Stilluptal und Zillergrund zerfällt. Das Zemmtal führt von 633 m Meereshöhe hinauf bis auf den 1782 m hoch gelegenen Schlegeisspeicher. Die Straße schlängelt sich durch eine Schlucht an Felswänden entlang und ist für Radler und Autofahrer gleichermaßen zur Nutzung freigegeben. Es folgen zahlreiche Tunnels und ein offener Streckenabschnitt südlich von Ginzling, bei dem man einen phantastischen Ausblick auf Schnee bedeckte 3000er Gipfel hat. Nach einem Schotter- und kurzen Trailabschnitt folgt der finale Anstieg hinauf zum Stausee. Als Übernachtungsquartier hat sich in den letzten Jahren die „Dominikushütte“ oberhalb des Sees mit seiner 131 Meter hohen Staumauer bewährt. Hier wurden Tourleiter und Kids als alte Bekannte begrüßt und herzlich empfangen. Nach 1270 Höhenmetern im Aufstieg und 42,21 km Fahrdistanz ging der 2. Tourtag bei spannenden Gruppenspielen zu Ende.

Von der Dominikus-Hütte nach Sterzing
Am 10. August machte sich die Gruppe vom Schlegeis-Stausee zum Pfitscher Joch auf. Unterwegs konnten Wasserfälle bewundert und zahlreiche Gesteinsarten von Glimmerschiefer bis Quarz erkundet werden. Als sehr erfreulich gegenüber der 2019er Alpentour konnte vermerkt werden, dass speziell für die Mountainbiker der komplette Trail zur Zeit überarbeitet wird. An den steilen Schiebestellen wurden extra Holzführungen angebracht, so dass selbst die 30%-Steigungen nun relativ einfach zu bewältigen sind. Andererseits hat der Abenteuercharakter und die zu erbringende körperliche Leistung in den letzten 20 Jahren auf diesen 500 Höhenmetern deutlich abgenommen, ebenso wie das Gletschereis am Stampfkees, dass nur noch aus wenigen kläglichen Schneeresten besteht.

Auf der Lavitzalm wurde mit großem Genuss warme Suppe geschlürft, bevor es die letzten 200 Meter hinauf über steile Schotterwege hinauf zur Landesgrenze nach Italien und zum Pfisterjoch-Haus ging. Nach einem warmen Apfelstrudel bei sonnig-warmem Bergwetter und einigen Erinnerungsfotos folgte die lange Abfahrt über ehemalige „Mussolini-Straßen“ hinunter nach St. Jakob im Pfitscher Tal und weiter bis nach Sterzing. Im Gegensatz zu den Alpentouren 2015 und 2019 fiel diesmal kein Regen, so dass alle Teilnehmer die Tour in vollen Zügen genießen konnten. 41,26 km und 574 Höhenmeter waren die Bilanz des dritten Tourtages.

Von Sterzing zum Kalterer See
Am 11. August brach die Gruppe von Sterzing zur letzten Tagesetappe zum Kalterer See auf. Der hervorragend ausgebaute Eisacktal-Radweg lud Kids und Tourleiter zu einer rasanten, abwechslungsreichen Fahrt durch Südtirol ein. Ab Brixen ändert sich die Vegetation – alpine Nadelgehölze weichen einer bunten Mischung an Laubbäumen und mediterranen Nadelgehölzen, aufgelockert durch zahlreiche Apfelplantagen und Weinberge. Hier wurde auch eine größere Brotzeit-Rast eingelegt. Viadukte und Eisenbahntunnel verleihen dem Radweg insbesondere zwischen Klausen und Bozen einen besonderen Reiz und machen jeden Radkilometer zu einem besonderen Erlebnis. Spannend ist auch die Großbaustelle rund um den Brenner-Basistunnel. Seit 2008 wird hier gebuddelt, und in 10 Jahren sollen die ersten Züge durch den 64 km langen Tunnel fahren. Nach einer Brotzeitrast in Bozen ging es auf einer alten, zum Radweg umfunktionierten Bahnstrecke hinauf ins „Überetscher Weinland“ nach Eppan und weiter durch Weinberge nach Kaltern. Nach einer landschaftlich einmaligen Abfahrt durch Weinberge war der Kalterer See am Ende des 4. Tourtages nach 97,73 km und 611 Höhenmetern erreicht. Hier wurde die Ankunft ausgiebig bei italienischem Essen gefeiert, bevor man tags darauf noch einen Bade-Vormittag am Kalterer See einlegte. Danach ging es am 12. August auf eine 6-stündige Heimreise, bei der auch der Spielplatz im Zillertal erneut als Unterwegs-Stopp diente.

Eine junge, fitte Gruppe
Vom Altersschnitt war diesmal wieder eine sehr junge Gruppe auf Alpentour unterwegs. Mit Justus Arnold (9 Jahre), Konstantin Bodonji (9 Jahre), Hugo Felleiter (10 Jahre), Paul Höhn (11 Jahre) und Franz v. Falkenhausen (12 Jahre) waren zudem ganz normale Radfahr-Kids am Start. Bei gemeinsamen Trainingsfahrten im Vorfeld hatten die jungen Radler gelernt, sicher auf Schotter zu fahren und zu bremsen, ebenso das Fahren in der Gruppe, Beachten von Handzeichen und vieles mehr. Bis auf einen einzigen Sturz, der noch dazu glimpflich ausging, hatte die Gruppe keine Unfälle zu beklagen, auch Radpannen gab es keine. Die Gruppe stellte dafür bereitwillig ihre technische Ausrüstung zwei gestrandeten österreichischen Rennradlern leihweise zur Verfügung. Das Tourgepäck hatten die Kids stets komplett bei sich, auf einen Shuttleservice wurde wie immer bewusst verzichtet, um das Gruppenerlebnis zusätzlich zu stärken.

Danke für den Einsatz!
Ein ganz großes Dankeschön geht an Familie Höhn, die mit ihren PKWs den Transfer nach Parsberg und zurück vom Kalterer See (inkl. Abendessen!) ermöglichte. Und an Tourleiter Matthias Schulz, der die Gruppe sehr sicher ohne Karten- und Naviunterstützung mit hohem Erlebniswert über die Alpen führte, zusammen mit Frieder v. Falkenhausen, der das „Dreamteam“ durch seinen hohen persönlichen Einsatz komplettierte.